Beschreibung
Die Prachthöckerschildkröte-Graptemys oculifera zählt zu den relativ klein bleibenden schmalköpfigen Höckerschildkröten. Weibchen werden 13 bis 21,5 cm (durchschnittlich 15,6) groß. Männchen bleiben mit durchschnittlichen 8,9 cm (7,2 bis maximal 10,9 cm) viel kleiner.
Diese Art ist ein geschickt schwimmender Flussbewohner, der auch mit starker Strömung gut zurechtkommt. Wichtig ist das Vorhandensein von Sonnenplätzen in Form von aus dem Fluss ragenden Totholz (umgestürzte Bäume). Hier fühlen sich die Tiere sicher, da sie sich bei Gefahr sofort ins sichere Wasser flüchten können. Zur Eiablage suchen die Tiere am Fluss liegende Sandbänke auf. Instinktiv suchen die Tiere dort für ihre Gelege erhöhte Stellen auf die möglichst außerhalb Hochwassergefährdeter Bereiche liegen.
Haltung
Meine weiblichen Pracht-Höckerschildkröten halte ich mit den Weibchen zweier anderer Schmalköpfigen Höckerschildkrötenarten – der Gelbtupfen-Höckerschildkröte Graptemys flavimaculata und der Schwarzknopf-Höckerschildkröte Graptemys nigrinoda zusammen.
Zur Zeit leben jeweils 2 Weibchen von Graptemys oculifera, 2 Weibchen Graptemys nigrinoda und zwei Weibchen von Graptemys flavimaculata in einem Terrarium zusammen.
Der Wasserteil besteht aus einem Aquarium mit den Maßen 180 x 60 x 50 cm (LBH). Das Becken ist in eine Terrarienvitrine aus OSB-Platten verbaut und komplett befüllt, so dass den Tieren maximaler Schwimmraum zur Verfügung steht. Auf den standardmäßig seitens des Aquarienbauers stabilisierenden Glas-Querstreben wurde ein Landteil aus Douglasienterrassendielen erstellt, der mit einer Oberfläche aus Korkeichenrinde bedeckt ist. So werden die in der Natur genutzten Sonnenplätze auf im Wasser liegenden Baumstämmen simuliert. Bestrahlt wird der Sonnenplatz mit einem 150 Watt HQI-Außenstrahler, der seiner eigentlichen Nutzung entsprechend gegen Spritzwasser abgedichtet ist.
Ich habe hierfür den hier hinterlegten Strahler verwendet und bin damit seit Jahren sehr zufrieden. Früher verwendete No-Name Produkte waren nach recht kurzer Zeit defekt.
HQI Strahler 150 Watt für den Sonnenplatz
Wie oben beschrieben suchen Prachthöckerschildkröten-Graptemys oculifera in der Natur hoch über dem Wasserspiegel der Flüsse liegende Sandbänke zur Eiablage auf.
Dem muss auch bei der Haltung im Terrarium Rechnung getragen werden. Vielfach berichten Graptemys Halter, dass Eiablageplätze deren Substratoberfläche nur wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel angeordnet sind nicht angenommen werden. Das führt dann oft dazu, dass die Weibchen die Eier im Wasserteil absetzen. Im ungünstigeren Fall kann dies aber auch zur Legenot bei den Weibchen führen. Aus diesem Grund habe ich den Eiablageplatz so positioniert, dass die Substratoberfläche ca. 35cm höher als der Wasserspiegel des Aquariums liegt. Diesen Bereich können die Tiere über einen Steg der vom Sonnenplatz aus weiter ansteigt kletternd erreichen. Auch dieser Übergang besteht aus einer breiten Korkeichenrinde.
Für den Eiablagebehälter habe ich einen stabilen Hydrokulturbehälter mit den Maßen 70 x 35 x 35 cm (LBH) verwendet. Dieser wurde in der beschriebenen Höhe über dem Wasserspiegel aufgehängt. Als Substrat wurde Flusssand in der Körnung 0-8 mm verwendet. Dieser ist bei uns im Baustoffhandel als „Estrichsand“ erhältlich.
Das Substrat wird in der Eiablagezeit von April bis September regelmäßig angefeuchtet.
Um den Tieren einen attraktiven, warmen und hellen Ablageort (analog der sonnenbeschienenen Sandbänke) zu bieten wird der Legebereich mit einer 70 Watt Metalldampflampe bestrahlt.
Die Flussbewohnenden Höckerschildkrötenarten, so auch die Prachthöckerschildkröte-Graptemys oculifera benötigen für ihr Wohlbefinden eine gleichbleibend gute Wasserqualität. Daher wird alle 3-4 Wochen ein Teilwasserwechsel durchgeführt. Zudem habe ich nach dem in meinem Buch beschriebenen Filterteichprinzip einen Biofilter mittels umfunktionierten 15 Liter Baueimer erstellt. Dieser Filter wird durch eine Teichpumpe Oase Aquamax 2000 (35 Watt) gespeist, die auch Schmutzpartikel bis zur Korngröße 8mm transportieren kann. Zusätzlich wurden noch Eheim Innenfilter eingebracht um auch feinere Schwebstoffe zu entfernen.
In einem anderen großen von Höckerschildkröten bewohnten Aquaterrarium wird seit einiger Zeit ein *Teichfilter von Söll mit gutem Erfolg eingesetzt.
Die Männchen werden außerhalb der Paarungszeit zusammen in einem separaten Terrarium gepflegt. Dieses beinhaltet einen Wasserteil mit den Maßen 100 x 60 x 50 (LBH). Der Sonnenplatz bestehend aus einer Korkeichenrinde wird mit einer 70 Watt UV Metalldampflampe bestrahlt. Gefiltert wird dieses Aquarium mit einem Bio-Eckfilter nach GEISSEL (www.turtle-technik.de )
Die ideale Gruppenzusammensetzung
Oft wird nach der richtigen Gruppenzusammensetzung gefragt. Deshalb eine kurze Erklärung zu diesem Thema.
Eine Gruppe bestehend aus mehreren Weibchen (ohne Männchen) lässt sich meist ohne Probleme zusammen halten. Aber auch bei den eigentlich recht verträglichen Höckerschildkrötenweibchen gibt es keine 100 prozentige Garantie.
Eine Gruppe bestehend aus mehreren Prachthöckerschildkrötenmännchen (ohne Weibchen) ist zum Teil möglich. Hierbei ist die schlechteste Lösung zwei Männchen zusammen zu halten, da das dominantere Tiere den unterlegenen dauerhaft unterdrückt.
Ich halte im Moment in einem größeren Aqua-Terrarium 6 Höckerschildkrötenmänner zusammen. Gelegentliche Zankereien entstehen meist nur während der Paarungszeit und verteilen sich so auf die ganze Gruppe. So wird nie ein einzelnes Tier dauerhaft unterdrückt.
Ein einzelnes Männchen ist eine mögliche Alternative. Hierbei stört mich allerdings die ständige Einzelhaltung eines Tieres.
Zusammenhaltung mit anderen Schildkrötenarten
Die Zusammenhaltung mit Moschusschildkröten ist nicht zu empfehlen, da bei mir in einem Fall zu einer abgebissenen Schwanzspitze bei einer Südlichen Zierschildkröte (Chrysemys picta dorsalis) kam.
Eine Gruppe aus vielen Weibchen und einem Männchen kann in einem sehr großen Aquaterrarium harmonieren. Eine solche Gruppenzusammensetzung kann über Jahre ohne Probleme funktionieren.
Fütterung
Meine Graptemys füttere ich insbesondere im Frühjahr vor der kräftezehrenden Eiablagesaison mit selbst hergestelltem Gelatinefutter.
Mein Rezept finden Sie in meinem Buch.
Zudem kommen in erster Linie andere natürliche Futtermittel wie Stinte, getrocknete Süsswassershrimps, getrocknete Bachflohkrebsen (Gammarus) und ab und zu Regenwürmer zum Einsatz.
Zur Ergänzung bekommen die Tiere Koipellets.
Als pflanzliches Futter werden regelmässig Wasserlinsen (Lemna minor)
Vermehrung
Vor einigen Jahren konnte ich 2 halbwüchsige Weibchen der Prachthöckerschildkröte-Graptemys oculifera erwerben. Mit ca.500g Körpergewicht erfolgten die ersten Eiablagen. Das Weibchen war zu diesem Zeitpunkt ca. 7 Jahre alt. Weiterhin erwarb ich zwei kühl bebrütete Nachzuchten von einem befreundeten Züchter die mit ca. 2-3 Jahren geschlechtsreif waren. Zudem wurde mir von einem Schildkrötenfreund ein ca. 40 jähriges Männchen als Zuchtleihgabe zur Verfügung gestellt.
Wie oben beschrieben werden die Weibchen getrennt von den Männchen gehalten. Lediglich zur Verpaarung werden sie im September zur Zeit der „Tag-/ Nachtgleiche“ ( https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84quinoktium ) zusammengesetzt. Zudem werden sie beim Überführen in die Winterruhe im 10-15°C kalten Wasser noch einmal zusammengesetzt. Hierbei konnten innerhalb von 10 Minuten erfolgreiche Paarungen beobachtet werden. Auch sofort nach der Winterruhe, die für meine Höckerschildkröten Mitte Februar endet sind die Männchen noch mal für einige Tage mit den Weibchen zusammen.
Einige Wochen nach der Winterruhe erfolgt meist Anfang April die erste Eiablage. Die Gelege bestehen bei meinen noch recht jungen Weibchen bisher meist aus 3-5 Eiern.
Höckerschildkröteneier sind wie die Gelege der Zierschildkröten weichschalig und könnten daher je nach Feuchtigkeit des Subtrates recht schnell austrocknen. Daher werden sie noch am Tag der Ablage in den Inkubator überführt. Die Brutbehälter bestehen aus oben offenen Kunststoffdosen die mit feuchtem grobem Vermiculite gefüllt sind. Die Gelege werden in halber Höhe in das Brutsubstrat eingebettet und komplett mit Vermiculite bedeckt.
Männer bebrüte ich bei 27°C und bei gleichbleibender Temperatur. Um Gelege gezielt auf Weibchen zu bebrüten ist eine höhere Temperatur erforderlich. Dauerhaft hohe Temperaturen führen aber oft zu Panzeranomalien. Für die Bebrütung auf Weibchen muss daher noch nach der optimalen Brutmethode geforscht werden.
Aufzucht
Meine Schlüpflinge ziehe ich in einem kleinen 60 Liter Becken auf. Ins Wasser lege ich Hornblatt (Ceratophyllum demersum) als Kletterhilfe und Versteckmöglichkeit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hornblatt
Beleuchtung der Aufzuchtbecken
Beleuchtet werden diese Aufzuchtbecken von einer 35 Watt UV Metalldampflampe der Firma Reptiles Expert oder einer “ Desert Bright Sun UV Birne“ von Lucky Reptile. Diese Birnen, die jeweils mit einem entsprechenden Vorschaltgerät betrieben werden müssen, geben ein sehr helles, der Sonnenstrahlung ähnliches Licht ab. Weiterhin geben diese Leuchtmittel auch UV-Strahlung ab.
Eventuell keine Beheizung des Wasserteils erforderlich
Durch die Beleuchtung steigt die Wassertemperatur tagsüber auf ca. 27°C. Deshalb verwende ich keinen Heizstab mehr.
Die leichte Abkühlung des Wassers während der Nacht schadet den Tieren nicht.
Filterung des Jungtierbeckens
Die Aufzuchtbecken werden mittels Eck-Biofilter gefiltert wie Uwe Geissel sie auf seiner Seite unter www.turtle-technik.de beschreibt. Lediglich eine kleine Änderung habe ich vorgenommen. Für Schildkrötenarten die auch zu einem gewissen Anteil pflanzliche Nahrung zu sich nehmen hat sich das vorschalten eines grobporigen Filterschwamms bewährt. Ansonsten setzt sich das Filtersubstrat (Lava) schnell mit Pflanzenfasern zu und muss dann komplett gereinigt werden. Bei Verwendung des Filterschwamms kann dieser ab und zu vorsichtig herausgehoben und gereinigt werden.
Einrichtung des Jungtierbeckens
Der Beckenboden ist mit gewaschenem Rheinsand bedeckt. Die weitere Ausstattung besteht aus aus dem Wasser ragenden Ästen und Korkeichenrindenstücken als Sonnenplatz.
Besetzt sind die Becken mit Hornkraut, Wasserlinsen und der Muschelblume. Natürlich müssen diese Pflanzen immer wieder durch neue ersetzt werden, da Zierschildkröten wie schon beschrieben einen hohen Anteil an pflanzlicher Nahrung zu sich nehmen.
Eine Beschreibung des Beckens und des Biofilters finden sie ????hier??? Link einfügen
Die Aufzucht bereitet bei artgerechter Haltung keine Probleme
Die Aufzucht der Jungtiere bereitet keine Probleme. Wie bei der Aufzucht anderer Wasserschildkrötenarten sollten die Jungtiere langsam und gleichmäßig wachsen.
Daher gibt es meist einmal in der Woche einen Diät-Tag. Zudem stehen den kleinen Höckerschildkröten auch von Anfang an Wasserpflanzen aus dem Gartenteich zur Verfügung. Insbesondere Wasserlinsen befinden sich immer in den Aufzuchtaquarien und werden von den Schlüpflingen gerne gefressen.
Abgabe meiner eigenen Nachzuchten
Jedes Jahr habe ich Jungtiere aus meiner eigenen Nachzucht abzugeben. Bei Interesse schauen Sie bitte auf meine Abgabeseite. Dort finden Sie meine abzugebenden Jungtiere.
Sollten schon alle Jungtiere vergeben sein, kann ich Sie aber auch in meine Reservierungsliste aufnehmen. Bitte senden Sie mir ein Mail an info@schildkroetenteiche.de
Ich melde mich dann sobald wieder Tiere abgabebereit sind.
Literatur
*Schmuckschildkröten: halten & pflegen, beobachten & verstehen
*Turtles of the United States and Canada
*Falsche Landkarten- und Mississippi-Höckerschildkröten: Graptemys pseudogeographica pseudogeographica & Graptemys P. Kohnii
* The Map Turtle and Sawback Atlas: Ecology, Evolution, Distribution and Conservation (Animal Natural History) (Englisch) Taschenbuch – 6. Januar 2016 – von Peter V Lindeman
* Schildkröten der Welt / Turtles of the World, Band. 2 (Nordamerika) (Englisch) Gebundene Ausgabe – 1. März 2004 – von Holger Vetter
Links
https://chelonia-science.de/component/tags/tag/pracht-hoeckerschildkroete-graptemys-oculifera.html
Prachthöckerschildkröte-Graptemys oculifera auf Wikipedia