Mittelländische Zierschildkröte – Chrysemys picta marginata

Mittelländische Zierschildkröte - Chrysemys picta marginata
Mittelländische Zierschildkröte – Chrysemys picta marginata

Die Mittelländische Zierschildkröte-Chrysemys picta marginata.

Die Haltung und Vermehrung dieser hübschen Wasserschildkrötenart im Schildkrötenteich

Einleitung

Vor einigen Jahren erhielt ich meine erste Mittelländische Zierschildkröte-Chrysemys picta marginata. Ein Männchen dieser hübschen Zierschildkrötenunterart.

Von Anfang an faszinierte mich dieser geschickte Schwimmer durch sein farbenprächtiges Aussehen und sein lebhaftes Verhalten. Nach intensiver Suche konnte ich weitere adulte Exemplare sowie Jungtiere zum Aufbau einer Zuchtgruppe erwerben. Das war nicht immer leicht, da in Menschenobhut auch Unterartbastarde gehalten werden, die nicht auf Anhieb als solche zu erkennen sind. Zwar gibt es in der Natur an den gemeinsamen Verbreitungsgrenzen der Unterarten großflächige Intergradationszonen (Populationen mit Unterartenmischlingen), doch sollte in der Terraristik zwingend auf eine Vermischung verzichtet werden. Mit EU-Importen ist nicht mehr zu rechnen, und der vorhandene Tierbestand sollte klug gemanagt werden, damit wir uns auch in vielen Jahren noch an unterartreinen Tieren erfreuen können.

* Mein Buch zum Thema „Freilandanlagen für Wasser- und Sumpfschildkröten“

Mittelländische Zierschildkröte - Chrysemys picta marginata
Mittelländische Zierschildkröte - Chrysemys picta marginata
Mittelländische Zierschildkröte – Chrysemys picta marginata
Bauchzeichnung der Mittelländischen Zierschildkröte - Chrysemys picta marginata
Bauchzeichnung der Mittelländischen Zierschildkröte – Chrysemys picta marginata

Beschreibung

Der Rückenpanzer von Chrysemys picta marginata ist relativ flach und weist keinen Rückenkiel auf; der Hinterrand ist nicht gesägt. Ältere Exemplare besitzen einen absolut glatten Carapax. Die Grundfärbung reicht von einem Grün, Olivgrün über Braun bis Schwarz. Die Wirbelschilde sind deutlich gegen die Rippenschilde versetzt. Der Bauchpanzer ist rot bis gelb gefärbt. Charakteristisch für Chrysemys picta marginata ist eine zentrale dunkle Plastronzeichnung, die sich ausschließlich entlang der Längsnähte erstreckt. Diese Zeichnung verblasst mit zunehmendem Alter und ist bei sehr alten Exemplaren manchmal kaum noch zu erkennen.
Bei Chrysemys picta marginata geht die weiße bis gelbe Kopfzeichnung am Hals in eine Rotfärbung über. Die Extremitäten weisen eine graue bis schwarze Grundfärbung mit einer roten Strichzeichnung auf, die sich zum Teil in Punktreihen und Punkte auflöst.
Die Angaben zur Größe variieren: CONANT & COLLINS (1998) geben als Höchstmaß für Weibchen 19,5 cm an, für Männchen 17,8 cm. Etwas darunter bleiben die Angaben von OBST (1983): Dort werden für Weibchen 17 cm und für Männchen 10–17 cm angegeben.
Der Rückenpanzer der Männchen ist deutlich flacher als jener der Weibchen. Männliche Zierschildkröten besitzen längere Vorderkrallen als ihre Geschlechtspartnerinnen; der Unterschied ist jedoch nicht so offensichtlich wie z. B. bei der Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans. Des Weiteren sind die Männchen am längeren, dickeren Schwanz und der über den Panzerrand hinaus befindlichen Analöffnung erkennbar. Bei den Weibchen liegt die Kloake noch unter dem hinteren Panzerrand in der Nähe der Schwanzwurzel.
Bei Chrysemys picta hängt das Erreichen der Geschlechtsreife im natürlichen Lebensraum weniger vom Alter als von der erreichten Größe ab (VETTER & DAUBNER 2000). Beispielsweise werden männliche Exemplare im US-Bundesstaat Michigan mit einer Bauchpanzerlänge von durchschnittlich 9,6 cm und einem Alter von 4–5 Jahren geschlechtsreif. Weibchen erreichen die Geschlechtsreife dort mit etwa 13,5–14,0 cm Bauchpanzerlänge und einem Alter von 7–10 Jahren. Unter Terrarien- und Gartenteichbedingungen erreichen Männchen die Geschlechtsreife mit 2–4 Jahren und weibliche Exemplare mit 6–7 Jahren.
Das mögliche Alter für wildlebende Chrysemys picta wird aufgrund von Freilanduntersuchungen mit maximal 28–40 Jahren angegeben; die durchschnittliche Lebensdauer beträgt etwa 15 Jahre (VETTER & DAUBNER 2000).

Männchen der Mittelländischen Zierschildkröte - Chrysemys picta marginata
Männchen der Mittelländischen Zierschildkröte – Chrysemys picta marginata
Männchen der Mittelländischen Zierschildkröte - Chrysemys picta marginata
Die ausgewachsenen Männliche Tiere haben an den Vorderfüssen stark verlängerte Krallen.
Männchen der Mittelländischen Zierschildkröte - Chrysemys picta marginata - Gut erkennbar auch die dickere Schwanzwurzel und die weit hinter dem Panzerrand liegende Kloake
Männchen der Mittelländischen Zierschildkröte – Chrysemys picta marginata – Gut erkennbar auch die dickere Schwanzwurzel und die weit hinter dem Panzerrand liegende Kloake

Verbreitung

Verbreitungskarte Zierschildkröten - Chrysemys picta
Fallschirmjäger, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Übersichtskarte zum Vorkommen der Zierschildkröten-Unterarten.

Blau = Indianer-Zierschildkröte (Chrysemys picta bellii)
Gelb = Mittelländische Zierschildkröte (Chrysemys picta marginata)
Rot = Östliche Zierschildkröte (Chrysemys picta picta)
Grün = Rückenstreifen-Zierschildkröte (Chrysemys picta dorsalis)
[ Karte: Fallschirmjäger, Quelle].

Das Verbreitungsgebiet von unterartreinen Chrysemys picta marginata erstreckt sich über die US-Bundesstaaten Indiana, Kentucky, Michigan, NewYork, Ohio, Pennsylvania, Tennessee und West Virginia sowie die kanadischen Provinzen Ontario und Quebec. An diese Vorkommen schließen sich zum Teil großflächige Vermischungszonen, u. a. in den US-Bundesstaaten Illinois, New Jersey, Vermont, Wisconsin, New Hampshire, Massachusetts und Connecticut, an. Detaillierte Angaben zur Verbreitung der Unterarten von Chrysemys picta und dem Vorkommen von Intergrades finden sich bei HENNIG (2003).

Klima

Das Klima im Verbreitungsgebiet von Chrysemys picta marginata zeichnet sich im Vergleich zu jenem in Deutschland durch heißere Sommer und wesentlich kältere Winter aus. Außerdem ist die Anzahl der Sonnenstunden dort wesentlich höher.

Haltung

Die Zierschildkröten beim Sonnenbad
Die Zierschildkröten beim Sonnenbad – die besten Plätze sind teils stark frequentiert

Meine ausgewachsenen Chrysemys picta marginata halte ich seit 2005 gemeinsam mit Trachemys scripta elegans und Europäischen Sumpfschildkröten (Emys orbicularis) ganzjährig in einer Freilandanlage. Vor dieser Zeit waren die Schildkröten zunächst nur im Sommer im Freiland, wurden im Keller überwintert und während der Übergangszeiten im Frühjahr und Herbst im Aquaterrarium gepflegt. Das Umsetzen vom Aquaterrarium in die Freilandanlage brachte in der Vergangenheit immer eine Art Eingewöhnungsstress für die Tiere mit sich, der 2005 wegfiel. Die ganzjährige Unterbringung im Teich hat sich hervorragend bewährt. Seither sind die Zierschildkröten vitaler und auch wesentlich schöner gefärbt.
Um den Schildkröten den ganzjährigen Freilandaufenthalt zu ermöglichen, hatte ich an meiner Anlage umfangreiche Änderungen vorgenommen: Der bestehende Teich wurde um einen großen Flachwasserbereich mit einer Wassertiefe von 20–30 cm erweitert. Dort steigt die Wassertemperatur bei sonnigem Wetter sehr schnell an und heizt somit auch das Wasser des sich anschließenden Tiefbereichs auf. Des Weiteren wurden an der Nord- und Westseite Lamellenwände als Windschutz errichtet und vor diese eine Hainbuchenhecke gepflanzt. Der Uferbereich an der Flachwasserzone ist von einer Bruchsteinmauer umgeben. Diese speichert lange die Sonnenwärme. Auf diese Weise konnte die Wassertemperatur an sonnigen Tagen im Durchschnitt schätzungsweise um 3–4 °C erhöht werden.
Um der Gefahr des Ertrinkens vorzubeugen, wurden die vorher glattwandigen Böschungen des Tiefbereichs mit einer rau strukturierten Betonschicht verkleidet. Diese geht am Ufer in mit Kieselsteinen aufgefüllte Bereiche über und ermöglicht den bei niedrigen Temperaturen klammen Tieren, das Ufer auf dem Bodengrund laufend zu erreichen. Insbesondere Exemplare von Emys orbicularis ertrinken schnell, wenn sie keine Möglichkeit haben, kletternd an die Wasseroberfläche zu gelangen. Obwohl Chrysemys picta auch bei niedrigeren Temperaturen ein wesentlich geschickterer Schwimmer als Emys orbicularis ist, sind in Teichen anderer Halter, wo dies beim Bau nicht beachtet wurde, auch schon Zierschildkröten ertrunken.
Das Wasser meiner Anlage wird über einen Filterteich gereinigt. Um die von der Sonne erwärmten, oberen Wasserschichten nicht mit den kühleren, unteren Wasserschichten des Tiefbereichs zu vermischen, habe ich die Förderpumpe im oberen Bereich in einer Wassertiefe von etwa 30 cm installiert. Um die höhere Temperatur der oberen Wasserschichten zu erhalten, erfolgt auch die Zuleitung des gefilterten Wassers langsam über eine breit angelegte Bachlaufmündung. Zu Details der Freilandanlage und deren Filterung möchte ich auf meine Veröffentlichungen zu diesem Thema verweisen (KALTER 2005a–c, 2012).

Gruppenzusammensetzung

In den ersten Jahren hielt ich 3–5 weibliche Zierschildkröten mit einem Männchen ganzjährig gemeinsam in der erwähnten Freilandanlage. Dies harmonierte recht gut; außerhalb der Paarungszeit im Hochsommer konnte ich keinerlei Aggressionen des Männchens gegenüber den Weibchen feststellen. Dieses Tier ersetzte ich nach einigen Jahren durch ein anderes Männchen meines Bestandes, da ich das ursprünglich mit den Weibchen vergesellschaftete Exemplar aufgrund seiner äußeren Merkmale als Unterarthybriden einstufte. Das neue Männchen paarte sich jedes Jahr erfolgreich mit den Weibchen. Alle bisherigen Gelege waren befruchtet. Das männliche Exemplar verhielt sich jedoch sehr aggressiv und verschonte auch meine ausgewachsenen Rotwangen-Schmuckschildkröten nicht mit seinen Bissattacken. Bei einer weiblichen Chrysemys picta marginata, die ständig vom Männchen verfolgt wurde, entwickelten sich an vielen Stellen Panzernekrosen. Dies führe ich auf die Stresseinflüsse zurück. Daher bin ich dazu übergegangen, das Männchen nur Anfang September bis Mitte Mai zur Verpaarung in der Freilandanlage zu halten. Mit Beginn der Eiablagen Ende Mai halte ich das Männchen seither im Hochsommer getrennt.

Fütterung

Während der Aktivitätsphase von Ende März bis Anfang Oktober füttere ich täglich. Gefüttert wird meist mit einer Futterpinzette, kurz vor Sonnenuntergang und immer an der gleichen Stelle. Die Pinzettenfütterung hat den Vorteil, dass ich den Gesundheitszustand der einzelnen Tiere besser unter Kontrolle habe. Außerdem besteht so die Gelegenheit, allen Schildkröten (auch den weniger dominanten Exemplaren) die gleiche Futtermenge zukommen zu lassen. Das Futterangebot besteht aus in Stücke geschnittenen, mit zerriebener Sepiaschale bestreuten Weißfischen, Gelatinefutter, Guppys, Regenwürmern, getrockneten Bachflohkrebsen, Koipellets und getrockneten Garnelen. Insbesondere bei höheren Wassertemperaturen kann ich meine Zierschildkröten regelmäßig beim Verzehr von Wasserlinsen und anderen Wasserpflanzen beobachten.

Überwinterung

Mitte bis Ende Oktober ziehen sich die Schildkröten an den Boden des Tiefwasserteils (die Wassertiefe beträgt dort ca. 1m) zurück, wo sie gut versteckt in der Mulmschicht oder zwischen Wasserpflanzen ihre Winterruhe verbringen. Mehrfach konnte ich die Tiere im Winter an sonnigen Tagen im Uferbereich wenige Zentimeter unterhalb der geschlossenen Eisdecke beim Unterwassersonnen beobachten. Nach einiger Zeit ziehen sie sich wieder in den Tiefwasserteil zurück. Um einen ausreichenden Sauerstoffgehalt des Wassers zu sichern, habe ich in den ersten Jahren vorsichtshalber von November bis März einen Oxydator von Söchting (Söchting Biotechnik GmbH, 82544 Attenham) in den Teich eingesetzt. Davon bin ich abgekommen, da ich inzwischen auf Fische im Schildkrötenteich verzichte und den Schildkröten der im Wasser enthaltende Sauerstoff auch bei wochenlang geschlossener Eisdecke ausreicht. Voraussetzung ist lediglich, dass Anfang September – bevor die Tiere sich zur Überwinterung zurückziehen – überschüssiger Mulm am Teichboden entfernt wird, um die sauerstoffzehrende Faulschlammmenge in Grenzen zu halten.
Im Frühjahr erscheinen die Zierschildkröten an den ersten sonnigen, warmen Tagen an ihren Sonnenplätzen. Sobald sie wieder aktiv sind, beginnt die Paarungszeit, die sich von März bis Mai erstreckt. Bleibt es während einer Schönwetterphase über mehrere Tage hinweg warm, beginnen die Tiere mit der Nahrungsaufnahme.

Vermehrung

Die Eiablagezeit meiner Chrysemys picta marginata beginnt jedes Jahr Ende Mai. Manche Weibchen setzen 3–4 Wochen nach dem Erstgelege ein zweites Gelege ab. Sie verlassen an warmen Abenden meist zwischen 17.00 und 18.00 Uhr den Teich und laufen auf der Suche nach einem geeigneten Eiablageplatz das gesamte Freigehege ab. Bevorzugt werden nach Süd-/ Südwest geneigte Stellen. Zudem legen die Schildkröten gern in die Nähe von wärmespeichernden Bruchsteinen, die ich daher an den „Lieblingsstellen“ in die Anlage eingebracht habe. Einige Weibchen nutzen für ihre Nistgruben immer die gleiche Stelle. Manche Exemplare suchen aber auch jährlich neue Versteckplätze. Während dieser Wanderungen sind die Zierschildkröten absolut scheu. Sobald sie merken, dass sie beobachtet werden, flüchten sie ins Wasser; meist gibt es dann am gleichen Abend keinen weiteren Versuch. Daher beobachte ich möglichst aus der Ferne und merke mir die Stelle, sobald die Tiere mit dem Graben der Eigrube begonnen haben.
Die Gelege werden am nächsten Morgen ausgegraben und in den Inkubator überführt. Von meinen alten Weibchen werden pro Jahr meist zwei Gelege mit jeweils 7–8 Eiern abgesetzt. Jüngere Nachzuchtweibchen legen nur einmal pro Saison 4–5 relativ kleine Eier ab. Die Eier werden so in angefeuchtetes Vermiculit gebettet, dass sie vollkommen bedeckt sind. Die oben offenen Brutdosen werden in ein Minigewächshaus gestellt, dessen Bodenwanne mit etwas Wasser befüllt wird, um die erforderliche hohe Luftfeuchtigkeit zu erreichen. Das Minigewächshaus wird in einen zum Brutschrank umgebauten Kühlschrank untergebracht. Inzwischen werden aber auch einige Gelege in einem handelsüblichen Jäger-Inkubator gezeitigt.
Zierschildkröten unterliegen der Temperaturabhängigen Geschlechtsfixierung (TSD, Typ Ia). Die Scheitelpunkttemperatur liegt bei 27,5 °C (PIEAU & DORIZZI 2004, 2005).
Die Eier wurden bis zum 15. Tag mit 26–27 °C, danach bis zum 35. Tag bei 30–31 °C und anschließend bis zum Schlupf wieder bei 26–27 °C bebrütet. Mithilfe dieses Temperaturverlaufs sollten zu 100 % Weibchen schlüpfen. Durch die niedrigen Temperaturen im ersten und letzten Drittel der Brutzeit soll Missbildungen, die häufig bei durchgehend mit hohen Wärmegraden bebrüteten Gelegen entstehen, vorgebeugt werden. Auch wird berichtet, dass die Bruttemperatur die spätere Pigmentierung der Jungtiere beeinflusst. Außerdem sollen bei durchgehend zu hohen Bruttemperaturen schwächliche Jungtiere mit einem beim Schlupf noch sehr großen Dottersack das Ei verlassen (KÖHLER 1997). Männliche Nachkommen werden bei durchgehend 26–27 °C erbrütet.
Die Aufzucht erfolgt nicht nach einem starren Konzept, sondern den Witterungsverhältnissen des jeweiligen Jahres angepasst. Den Vorzug gebe ich allerdings der geschützten Freilandaufzucht. Sobald Anfang bis Mitte Mai die Außentemperaturen ansteigen, werden die Jungtiere in flache Hydrokulturbehälter im Freiland untergebracht. Auch dort bestehen die Sonnenplätze aus Korkrinde. Zusätzlich werden als Versteck- und Klettermöglichkeiten Aststücke, Steine und Hornkraut ins Wasser gelegt. Insbesondere bei den teils kühlen Temperaturen in den Übergangszeiten im Frühjahr und Herbst müssen die kleinen Schildkröten die Möglichkeit haben, mithilfe solcher Einrichtungsgegenstände die Wasseroberfläche kletternd zu erreichen. Der Wasserstand wird in den Freilandbehältern in dieser Zeit wegen der Gefahr des Ertrinkens so hoch wie die Panzerbreite des größten Tieres gehalten. So können einerseits auf den Rücken gefallene Jungtiere sich selbstständig umdrehen, andererseits ist der Wasserstand nicht allzu hoch, sodass die bei niedrigen Temperaturen klammen Jungtiere trotzdem die Wasseroberfläche ohne Probleme erreichen können. Die Behälter sind zum Schutz vor Katzen, Krähen, Mardern u. a. mit einer Maschendrahtabdeckung versehen. Bei kühler Witterung werden die Behälter ganz oder teilweise mit Glas- oder Doppelstegplatten abgedeckt, um durch den Frühbeeteffekt die Haltungstemperatur zu erhöhen. Da sich die relativ kleinen Behälter abgedeckt sehr schnell erwärmen, achte ich darauf, die Abdeckungen bei unerwartet warmer Witterung früh genug zu entfernen. Ansonsten besteht die Gefahr der Überhitzung. In Jahren mit für Schildkröten doch eher ungeeigneter Witterung ziehe ich die Jungtiere auch teilweise im Aquaterrarium im Haus auf. Dabei wird der Wasserteil nicht extra beheizt. Die Wärmezufuhr erfolgt dann ausschließlich über den Strahler (UVB MD-Lampe 35 Watt von Reptiles Expert – normale Ausführung) auf dem Sonnenplatz. Als wichtig für die Aufzucht empfinde ich neben den üblichen tierischen Futterkomponenten für kleine Wasserschildkröten die reichliche Fütterung mit Wasserlinsen. Auch Fastentage, an denen den Jungtieren nur pflanzliche Nahrung zur Verfügung steht, sind meines Erachtens von Vorteil. Die Schlüpflinge entwickeln so ein Panzerwachstum, das von in der Natur aufgewachsenen Tieren kaum zu unterscheiden ist.
Alle Schlüpflinge werden bereits im ersten Winter vier Monate lang bei 2–8 °C überwintert; dies bewährte sich in den vergangenen Jahren.
Ab dem 3.–4. Jahr erfolgt je nach Größe der Tiere die weitere Aufzucht in einem flachen Aufzuchtteich. Dieser hat an der tiefsten Stelle einen Wasserstand von etwa 30 cm. Zum Ufer hin gibt es größere Flachwasserbereiche mit einer Wassertiefe von 0–10 cm. Wie auch in der Anlage für die adulten Zierschildkröten ist die Folie mit einer rau strukturierten Betonschicht verkleidet. Die Anlage kann bei kühler Witterung zur Temperaturerhöhung mit Doppelstegplatten abgedeckt werden. Auf diese Weise wachsen die Jungtiere relativ ungestört unter naturnahen Bedingungen auf.

Abgabe meiner eigenen Nachzuchten

Jedes Jahr habe ich Jungtiere aus meiner eigenen Nachzucht abzugeben. Bei Interesse schauen Sie bitte auf meine Abgabeseite. Dort finden Sie meine abzugebenden Jungtiere.

Sollten schon alle Jungtiere vergeben sein, kann ich Sie aber auch in meine Reservierungsliste aufnehmen. Bitte senden Sie mir ein Mail an info@schildkroetenteiche.de
Ich melde mich dann sobald wieder Tiere abgabebereit sind.

Schlussbemerkung

Chrysemys picta marginata empfiehlt sich aufgrund ihrer relativ nördlichen Herkunft besonders zur Haltung in einer geeigneten Freilandanlage. Unter diesen Bedingungen zeigt sie ein interessantes, lebhaftes Verhalten und ihre ausgeprägt schöne Färbung.

Literatur

* HENNIG, A. S. (2003): Zierschildkröten. – Münster (Natur und Tier – Verlag), 80 S.

KALTER, G. (2005a): Ein Gartenteich für Europäische Sumpfschildkröten Teil 1. – Datz, Stuttgart, 58 (2): 28–30.

KALTER, G. (2005b): Ein Gartenteich für Europäische Sumpfschildkröten Teil 2. – Datz, Stuttgart, 58 (3): 18–20.

KALTER, G. (2005c): Nachzucht der Europäischen Sumpfschildkröte Teil 3. – Datz, Stuttgart, 58 (4): 68–72.

KALTER, G. (2006): Haltung, Aufzucht und Nachzucht der Mittelländischen Zierschildkröte Chrysemys picta marginata AGASSIZ 1857 – TESTUDO

* KALTER, G. (2012): Freilandanlagen für Wasser- und Sumpfschildkröten. – Frankfurt/Main (Edition Chimaira), 175 S.

KÖHLER, G. (1997): Inkubation von Reptilieneiern – Grundlagen, Anleitungen, Erfahrungen. – Offenbach (Herpeton Verlag), 205 S.

MÜLLER, M. J. (1996): Handbuch ausgewählter Klimastationen der Erde. – Trier (Universität Trier, Forschungsstelle Bodenerosion Mertesdorf), 400 S.

OBST, F. J. (1983): Schmuckschildkröten. – Wittenberg (A. Ziemsen Verlag), 112 S.

PIEAU, C. & M. DORIZZI (2004): Temperaturabhängige Geschlechtsfixierung bei Sumpf-, Wasser- und Landschildkröten. – Marginata, Münster, 1 (4): 35–42.

PIEAU, C. & M. DORIZZI (2005): Temperaturabhängige Geschlechtsfixierung bei Sumpf-, Wasser- und Landschildkröten Teil 2. – Marginata, Münster, 2 (1): 36–40.

VETTER, H. & M. DAUBNER (2000): Schildkrötenlexikon auf CD. – Linden (L. Staackmann Verlag KG).


Beitrag teilen