Haltungsbericht von Torsten Kiefer zur Spaltenschildröte
https://www.landschildkroeten-hunsrueck.de/
Ostafrikanische Spaltenschildkröten-Malacochersus tornieri
Beschreibung
Mit einer Carapaxlänge von 15-20 cm gehört die Spaltenschildkröte zu den kleineren Landschildkrötenarten. Das besondere bei dieser Art ist ihr weicher, flacher (Gesamthöhe nur 4 cm), dünner und elastischer Panzer. Dieser Panzer ist so dünn und elastisch, das sogar die Atembewegungen deutlich zu erkennen sind.
Der Carapax (Rückenpanzer) hat eine bräunliche Grundfärbung, die auch von gelb bis ins orange gehen kann. Die Zeichnung des Rückenpanzers kann, wenn sie vorhanden ist, sehr intensive strahlenförmige Muster bilden. Diese Besonderung des flachen Rückenpanzers ermöglicht der Spaltenschildkröte das Leben in den engen Gesteinsspalten.
Der Plastron (Bauchpanzer) ist meist ohne Muster in einem einfachen hellbraunen Farbton. An der Seite des Panzers befinden sich 11 Randschilde. Ein Nackenschild ist vorhanden. Der Plastron ragt durch die verlängerte Kehlschilde über den Carapax hinaus, was dann bei den Männchen auch zum Kommentkampf genutzt wird. Spaltenschildkröten haben an den Vorderbeinen 5 und an den Hinterbeinen 4 Krallen. Rechts und links vom Schwanz befindet sich eine Gruppe von vergrößerten Schuppen, die sich im Alter zu Sporen entwickeln können.
Männliche Tiere unterscheiden sich von den Weibchen durch den deutlich längeren Schwanz sowie, als sekundäres Geschlechtsmerkmal, einen breiteren Kopf. Die Geschlechtsreife tritt bei Männchen bei einer Länge von 9-10 cm und bei Weibchen bei etwa 13 cm ein.
Die Knochenplatten der Spaltenschildkröten sind im Gegensatz zu ihren europäischen Verwandten einerseits in der Anzahl vermindert als auch schmaler, weshalb zwischen den vorhandenen Knochenplatten Lücken sind (Fontanellen). Diese Struktur und auch das relativ geringe Gewicht erlauben dem Panzer diese Biegsamkeit. Das hat aber auch den Nachteil gegenüber „normalen“ Schildkröten da der flexible Panzer kaum Schutz gegenüber Fressfeinden bietet.
Verbreitung
Der natürliche Lebensraum der Spaltenschildkröte ist in Ostafrika – von Zentral-Kenia bis ins südliche Tansania hinein bis in den Norden Sambias. Hier bewohnt sie bis auf einer Höhe von 1800 m ausschließlich felsige Gebiete, sei es felsiges Hügelland und auch sogenannte Kopjes (kleine Köpfe). Diese voneinander isolierten „Inselberge“ sind meistens mannshoch, können aber auch einige Hundert Meter hoch sein.
Lebensraum der Spaltenschildkröten
Diese Granitfelsen bieten den Tieren, aufgrund ihrer rauen Oberfläche, guten Halt um ihre Kletterkünste auszuleben.
Spaltenschildkröten verbringen die meiste Zeit des Tages in ihren Spalten. Durchschnittlich nur 30 Minuten des Tages findet man sie außerhalb ihrer angestammten Spalten, die sie nur sehr selten wechseln. Dabei werden horizontale, wie auch vertikale Spalten genutzt.
Da ihr Lebensraum hauptsächlich aus Felsen besteht, können Spaltenschildkröten auch sehr gut klettern. Höhenunterschiede von bis zu einem Meter sind keine Probleme für diese Kletterkünstler. Je nach Region und Lebensraum können die Jahrestemperaturen stark schwanken. So können sie nachts bis auf 14 Grad fallen, während tagsüber die 40 Grad Marke des öfteren erreicht werden kann.
In der Trockenzeit, die von Mai bis in den Oktober geht, sind die Tiere weniger aktiv und sie verbringen noch mehr Zeit in ihren Spalten. Dann können sich auch mehrere Spaltenschildkröten in einer Spalte aufhalten.
Erst nach Beginn der Regenzeit, die von Oktober bis Mai geht mit zwei Maxima in den Monaten Dezember und März, werden die Tiere wieder aktiver und verbringen wieder mehr Zeit außerhalb der Spalten. Aber auch dann entfernen sie sich nicht allzu weit um bei Gefahr schnell wieder in Sicherheit zu gelangen. In der Regenzeit, offenbar in den Monaten Januar und Februar, beginnt dann auch die Paarungszeit der Tiere. Spaltenschildkröten legen in der Regel nur ein Ei. Nur selten werden zwei Eier gelegt.
Haltung
Die Haltung von Malacochersus tornieri ist relativ einfach. Die meiste Zeit verbringen sie in ihren Spalten bzw. in deren Nähe. Deshalb benötigen sie auch kein riesiges Terrarium wie z.B. die Ägyptischen Landschildkröten, die als Dauerrenner bekannt sind und darum dementsprechend ein größeres Terrarium benötigen.
Es sollte aber so groß sein, damit eine kleine Felsenlandschaft gestaltet werden kann. Die Spaltenschildkröten verbringen zwar viel Zeit in und um ihre Spalten, klettern aber auch sehr gerne.
Für ein Männchen und zwei Weibchen sollte die Mindestgröße des Terrariums 120 x80 cm betragen.
Nachdem ich zu Anfang ein geschlossenes Terrarium mit den Maßen 160 x 100 x 70 cm (B x H x T), verwendet hatte, habe ich seit 2016 ein neues selbstgebautes Innengehege mit einem Flächenmaß von 174 x 123 cm.
Die Temperaturen im Terrarium sollten nicht zu sehr schwanken. In der Regenzeit zwischen 25-35 Grad und in der Trockenzeit zwischen 20-30 Grad auf offener Fläche . In den Spalten selbst sind es dann immer ca. 2 Grad niedriger. Um sich entsprechend aufzuheizen, muss den Tieren ein Platz angeboten werden, wo die Temperatur punktuell bei ca. 40-45 Grad liegen sollte.
Als Bodengrund habe ich normale Gartenerde genommen (Maulwurferde). Für die Höhlen bzw. Spalten habe ich Schiefersteine eingebaut. Diese speichern die Wärme sehr gut und geben sie abends wieder ab.
Die Spalten haben eine Höhe von ca. 5 cm. Das ist genug Platz für die Tiere, um sich darin zu bewegen aber auch bei „Gefahr“ sich zu verkeilen.
Wichtig ist die richtige Beleuchtung
Als Beleuchtung verwende ich folgende Lampen:
Für Licht, Wärme und UV-Bestrahlung zwei Lucky Reptil Bright Sun UV Desert mit 70W. Diese Metalldampflampe bietet alles in einem. Sie ist auch, meiner Meinung nach, eine der besten UV-Lampen, die für Reptilien z. Zt auf dem Markt sind. Natürlich kann auch diese Lampe die Sonne nicht ersetzen. Sie erreicht aber mit 60000 LUX eine sehr hohe Lichtintensität bei punktueller Temperatur von ca. 40-45 Grad. Spaltenschildkröten sind nicht gerade Sonnenanbeter. Sie verbringen die meiste Zeit in den Spalten. Deshalb habe ich mich u.a. auch für diese Tiere entschieden.
Diese Lichtintensität der Bright Sun lässt mit der Zeit auch nach und sollte daher mindestens einmal im Jahr ausgetauscht werden. Erforderlich zum Betrieb dieser Lampe ist ein Vorschaltgerät.
Des weiteren 2 LED Lucky Reptile LED Sun für ein natürliches Tageslicht.
Die Beleuchtung habe ich so eingestellt, das morgens um 8 Uhr die linke LED-Lampe mit der rechten Bright Sun angeht. Um 10 Uhr folgen die beiden anderen. Gegen 18 Uhr gehen dann in umgekehrter Reihenfolge die beiden ersten Lampen aus und um 20 Uhr die beiden anderen.
Fütterung
Ostafrikanische Spaltenschildkröten fressen, wie unsere Griechischen Landschildkröten, ausschließlich Wildkräuter.
Besonders begeht sind:
Löwenzahn, Spitzwegerich, Breitwegerich, Rainkohl, Gänsedistel, Habichtskraut, Kletten-Labkraut, Knoblauchrauke, mittlere Wegerich, Habichtskraut und auch diverse Blätter von Obstbäumen.
Natürlich auch verschiedene Blüten von z.B. Stockrose, Nachtkerze, Königskerze, Hibiskus und Malven.
In den Wintermonaten, wenn das Futterangebot nicht so groß ist, gibt es manchmal auch Bio-Salate aus dem Supermarkt:
Feldsalat
Rucola
Catalogna (Riesenlöwenzahn)
Romanasalat
Endiviensalat
Chicorée
Diese Salatsorten sind ballaststoffreich und haben zum Teil auch ein sehr gutes Kalzium/Phosphor-Verhältnis (Romanasalat)
Oder auch als ganz frisches Futter gibt es dann manchmal auch selbst gezogener Golliwoog.
Nachzucht
In der Regenzeit, die im September/Oktober beginnt, werden die Tiere auch wieder agiler und beginnen sich zu paaren.
Eingen Wochen nach der Paarung verändert sich bei unseren Weibchen das Verhalten. Statt ,wie so oft, in ihrer Spalte zu verweilen beginnen die Tiere unruhig im Innengehege um herzulaufen. Mit ihren Hinterbeinen werden dann Gruben ausgehoben und auch wieder verschlossen.
Erst wenn eine geeignete Stelle gefunden wurde (meist in der Nähe einer der Wärmelampen, legen die Weibchen ein Ei in die Grube und verschließen diese wieder (Spaltenschildkröten legen in der Regel nur ein, manchmal aber auch zwei Eier). Von anderen Haltern wurde mir auch berichtet, das die Weibchen auch in ihrer Lieblingsspalte das Ei einfach nur dort ablegen.
Das ca. 4 cm längliche Ei wird dann im Inkubator bei ca. 31,5 Grad inkubiert. Nach etwa 4 Monaten schlüpfen die kleinen „Pancake“
Da wir ein relativ großes Innengehege haben, habe ich unsere erste Nachzucht nach dem Schlupf zu den adulten Tieren gesetzt
Aus anderen Berichten (Bidmon,Schildkröten im Fokus 02/2012, Dworschak, Schildkröten im Fokus 02/2016) hatte ich schon erfahren, das die Elterntiere sehr behutsam mit ihrem Nachwuchs umgehen. Was ich erhofft hatte, konnte dann auch meine Frau beobachten: Die Elterntiere und das andere adulte Weibchen ließen den neuen Bewohner in Ruhe. Der kleine „Pfannkuchen“ suchte sogar gezielt die Nähe der adulten Tiere und hat sich seither prächtig entwickelt.
Vielen Dank an Torsten für den tollen Haltungsbericht
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